Jagdschloss Wermsdorf in Sachsen

Die Jagd zählte im Mittelalter zu den beliebtesten Hobbys der Wohlhabenden. Die Ausübung war nur Privilegierten gestattet. In Colditz wurde 1523 unterhalb des heutigen Schlosses auf Geheiß des Kurfürsten Friedrich der Weise ein Waldstück mit Holzplanken eingefriedet, um eine kontrollierte Wildaufzucht vornehmen zu können. Es wurde in den späteren Jahrzehnten immer wieder erweitert, letztlich mit einer 7,5 km lagen hohen Mauer umgeben. Sein sehr hoher Wildbestand erfreute die Schlossherren und führte oft dazu, Gäste einzuladen und es mit üppigen Festen nach dem Jagderfolg abzuschließen. Der Colditzer Tiergarten zählt heute zu den ältesten Wildgehegen Deutschlands.
Ein Nachfahre dieser kurfürstlichen Linie, Kurfürst Christian II., erwarb das Wermsdorfer Rittergut und ließ es 1609 – 1610 als eigenes Jagdschloss herrichten. Der Wermsdorfer Wald war bestens bekannt für seinen hohen Wildbestand. Nach dessen Fertigstellung führte er das von seinem Vater geerbte ausschweifende Jagdleben fort. Aus alten Unterlagen geht hervor, dass er nach einer Treibjagd 1611völlig überhitzt sehr kaltes Bier hinunterstürzte und daran sofort verstarb. Das Erbe trat sein jüngerer Bruder Johann Georg I. an. Ihn interessierte anfangs Wermsdorf allerdings nicht. Erst 1617 bis 1626 ließ er dieses Anwesen nach seinen Vorstellungen zeitgemäß umbauen.

Das heutige Bild ist daraus entstanden – eine dreiflügliche Anlage im Renaissancestil. Seine zweigeschossigen Zwerchhäuser werden von Valutengiebeln  verziert. In der Ecke der beiden Hauptbauten steht ein Treppenhaus mit Turm und Welscher Haube. Der Mittelbau mit seinem Torbogen zur Hauptstrasse  hat einen Erker, verziert mit künstlerisch gestalteten Sandsteinelementen. Bis 1628 diente es als kurfürstliches Jagdschloss, später waren ständig wechselnde Verwaltungseinrichtungen darin untergebracht. Nach dem Bau der Hubertusburg auf Anweisung des Kürfürsten „August der Starke“, seinem sächsischen Prunkbau, verlor es mehr und mehr an Bedeutung, wurde eher als Nebenobjekt zur Unterbringung der Bediensteten. Die Nutzung als Verwaltungsgebäude hat sich bis heute erhalten. Die Gemeindeverwaltung und das Tourismuszentrum sind darin untergebracht. Wenn sie ein besonderes Ambiente für ihre Hochzeit suchen, finden sie es hier.