Martin Luther und das Muldental in Sachsen
Die von Luther ins Leben gerufene Reformation jährt sich 2017 nun zum 500sten mal. Seine 95 Thesen, die er am 31.10.1517 an das Hauptportal der Wittenberger Schlosskirche schlug, zogen weitreichende Folgen für die kirchliche und weltliche Geschichte nach sich. Sie sind noch bis heute spürbar. Seine Spuren hat Martin Luther auch im Zweimuldenland hinterlassen.
Eine derartige Revolution kann man nicht ohne die Unterstützung von Freunden und Gönnern schaffen. Zu den engsten Freunden gehörten Philipp Melanchthon, Lucas Cranach d. Ä., Johann von Staupitz und Wenzeslaus Linck .
Der 1483 in Colditz geborene Linck war schon seit 1501 als Augustinermönch im Kloster Waldheim tätig, ließ sich zwei Jahre später an der Universität Wittenberg immatrikulieren. Sein Studienfach war Theologie, was er 1511 mit einem Doktor abschloss. Dort müssen die Kontakte zum damaligen Generalvikar der deutschen Augustinereremiten Johann von Staupitz entstanden sein. Dieser 1465 in Motterwitz bei Döbeln Geborene entstammte einer sächsischen Adelsfamilie und zählt heute zu den wesentlichen Unterstützern der Lutherischen Kirchenreform. Allein durch seine hohe Stellung als Professor und 1. Dekan der theologischen Fakultät an der neu gegründeten Universität Wittenberg war er selbst beim herrschenden Adel hoch angesehen. Er gilt als Beichtvater Luthers.
Wenzeslaus Linck half die Bekanntschaft mit Staupitz zu seinem persönlichen Aufstieg sehr. Er wurde schon 1411 in den kirchlichen Senat aufgenommen, bekam nur vier Jahre später eine Professur. 1512 und 1514 wurde er Dekan der theologischen Fakultät, auch Prior des Wittenberger Augustinerordens. Sicher wurde durch sein Wohlwollen Luther, mit dem er dort zusammenarbeitete, zu dessen Stellvertreter ernannt. Die Freundschaft zwischen Linck und Luther riss nicht ab. Als Letzterer 1518 zu einem Verhör von Kardinal Thomas Cajetan geladen wurde, stand er ihm bei. 1520 übernahm er die Führung des deutschen Augustinerordens. Das Vorantreiben der Reformation wird in Altenburg und Nürnberg vornehmlich den Aktivitäten Lincks zugeschrieben. Von ihm verfasste Schriften und Bücher sind noch heute im städtischen Museum Colditz zu sehen.
Kommen wir auf Luther zurück. Seine Thesen soll er mehrmals im Grimmaer Augustiner-Eremiten-Kloster (1287 – 1541), danach Umbau zur Fürstenschule, dem heutigen Gymnasium, diskutiert haben. Im benachbarten Zisterzienserkloster „Marienthron“ (1243 – 1536) war er selbst nie. Es erlangte seine heutige Berühmtheit erst durch die spektakuläre Flucht seiner späteren Ehefrau Katharina von Bora.
Auch Kurfürst August sah die Reformation als eine längst überfällige Entwicklung an, unterstützte sie. Er wusste auch, dass der berühmte Maler Lucas Cranach d. Ä. eng mit Luther befreundet war. Letzterer war nicht nur Trauzeuge der Hochzeit Luthers mit Katharina von Bora am 13. 6. 1525 im Schwarzen Kloster Wittenberg, sondern Taufpate bei Luthers 1. Sohn Johannes. Luther hatte schon 5 Jahre vorher die Patenschaft von Cranachs Tochter Anna übernommen.
1539 ordnete Herzog „Heinrich der Fromme“ die Säkularisierung an, beschloss den Protestantismus als Staatsreligion Sachsens. Das hatte die Enteignung aller kirchlichen Besitztümer zur Folge. Das Gesetz wurde in einer Feierstunde im Mai 1539 in Leipzig im Rahmen eines Festaktes verabschiedet, dem auch Martin Luther als Ehrengast beiwohnte. Herzog Heinrich setzte das Gesetz konsequent durch; wer sich weigerte, die neue Religionsart anzunehmen, musste mit drakonischen Strafen rechnen.
Gänzlich harmlos ging die Einführung der Reformation nicht ab. Ein solcher Kraftakt kann sich nur über Jahre vollziehen lassen. Die in Colditz residierende Kurfürstin Sophie wurde ebenfalls eine Verfechterin Luthers Thesen, obwohl sie weder ihn noch den Colditzer Linck kennenlernen konnte. Als ihr Mann Christian I. frühzeitig verstarb, ließ sie dessen Kanzler Nikolaus Krell, der sich dem Kryptocalvinismus verschrieben hatte, sofort verhaften. Er wurde auf die Festung Königstein verbracht, deren Umbau er kurioser Weise selbst bearbeitet hatte. Nach 10 Jahren Haft fand auf dem Dresdener Neumarkt seine Hinrichtung statt.
Hier in Colditz wurde Kurfürstin Sophie für ein außergewöhnliches, soziales Engagement bekannt. Auch der Umbau der heutigen Stadtkirche geht auf ihre Initiative zurück. Ebenso sind ihre Spuren in der Decke der Schlosskirche noch heute zu sehen. Im Zusammenlauf der Elemente des Rippengewölbes befindet sich die Lutherrose.
An die Reformation vor unserer Haustür erinnert im Moment das Kloster Nimbschen als eine Art Wallfahrtsort. Die Grimmaer Klosterkirche steht nur noch als Bauhülle, das in die zur Mulde zeigende Giebelwand eingelassene Bleiglasfenster erinnert an die beiden Hauptpersonen; Martin Luther und Philipp Melanchthon. Auch in der Schwarzbacher Kirche finden wir ein Fenster mit dem Kopfbild Martin Luthers.