Kloster Altzella im Muldental Sachsen
Eines der größten Klöster im Muldental war Altzella bei Nossen. Seine Ursprünge hat die Klosteranlage im Jahre 1162, als Otto der Reiche (1125 – 1190) den Bau als Stiftung in Auftrag gab. Sein Vater hatte sich nach massiven Erbstreitigkeiten aus dem weltlichen Leben in das Kloster Pertersberg (bei Halle) zurückgezogen. Seinen Beinamen „der Reiche“ erhielt Otto erst viel später, als in seinem Herrschaftsgebiet Silber entdeckt wurde. Durch die ihm eingeräumten Abbaurechte kam er zu einem beträchtlichen Vermögen. Es war auch die Geburtsstunde der Stadt Freiberg.
Die Zisterzienser galten zu jener Zeit als der erfolgreichste Orden. Sie verstanden es, die ihnen anvertrauten Klöster auch wirtschaftlich gut zu führen. Aus diesem Grund entschied sich wahrscheinlich auch Otto von Wettin, das gegründete Kloster „Marienzell“ diesen Mönchen zu überlassen.
Im Koversenhaus können sie sich heute noch einen Einblick in das Klosterleben verschaffen. Das Erdgeschoss, schlicht eingerichtet ohne weltlichen Prunk, wird der Speiseraum den Besuchern präsentiert. Über eine Wendeltreppe gelangt man in die einstigen Schlafräume. Sie werden heute für Veranstaltungen und Ausstellungen genutzt. Allein die den 10 m breiten Raum überspannende Holzdecke ist eine bautechnische Meisterleistung. Zwischendurch wurde dieser riesige Raum als Bibliothek genutzt. Das gesamte Buchinventar befindet sich heute in der Universitätsbibliothek Leipzig. Den Klöstern haben wir es zu verdanken, dass zeitgeschichtliche Dokumente über Jahrhunderte in aufwendiger Arbeit in Wort und Bild entstanden.
Die Klosteranlagen waren nicht nur Stätten des Glaubens, sondern hatten auch eine wichtige wirtschaftliche Funktion. Die riesigen dazugehörigen Ländereien mussten landwirtschaftlich bearbeitet werden. Im zum Kloster gehörigen Areal sind heute noch Reste riesiger Scheunen, Wirtschafts- und Zweckgebäude, Kelleranlagen zu erkennen.
In der einstigen 67 m langen romanischen Stiftskirche ruhten neben Otto von Meißen 21 namhafte Familienmitglieder der Wettiner. Die Andreaskapelle war bis 1391 die Begräbnisstätte der Fürstenfamilie. Durch die Säkularisation gelangte nach der Reformation das Kloster in staatlichen Besitz, wurde aufgelöst. Erst KF Johann Georg II (1613 – 1680) ließ 1676 nach den Gebeinen seiner Vorfahren suchen. Der 30jährige Krieg hinterließ schwere finanzielle Schäden, sodass der geplante Neubau einer Begräbnisstätte um 1 Jahrhundert verschoben werden musste. Es entstand ein Mausoleum im klassizistischen Stil, steht auf den Fundamenten des Chorraumes der einstigen Stiftskirche. Nach der Säkularisierung wurde auch das Hauptportal der Stiftskirche demontiert, ziert heute die Stadtkirche Nossen. Die über dem Portal schwebende Rippe eines Pottwales war eine Spende Anna von Dänemark, der Gattin August von Sachsen. Beide unterstützten Luther in der Durchsetzung der Reformation in Sachsen. Die Zerstörungen im 7jährigen Krieg bekam auch das Kloster zu spüren. Es war eine Schändung der Familiengeschichte. Um 1800 wurde ein Park im englischen Stil angelegt.